Der Liebeswunsch

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Datum: 22.07.2008 | VÖ: 19.06.2008 | Herausgeber: Euro Video | Kategorie: Film

Manche Menschen fühlen Dämonen in sich, andere hören Stimmen. Anja hat Geister. Geister, die ihr in den schlimmsten Momenten ihres Lebens erzählen, dass ab sofort alles besser wird. Doch diese Geister lügen.

"Der Liebeswunsch" ist ein Film nach dem gleichnamigen Roman von Dieter Wellershoff und zeichnet ein Psychogramm zweier Paare. Chronologisch sind die Konstellationen wie folgt: Leonhard (Tobias Moretti) und Marlene (Barbara Auer) waren ein Paar, bis Jan (Ulrich Thomas) in ihr Leben trat und seinem Freund dessen Lebensgefährtin Marlene ausspannte. Seitdem sind Jan und Marlene verheiratet, pflegen aber zu Leonhard eine herzliche Freundschaft. Die alte Geschichte scheint vergessen.
In diese Situation tritt Anja (Jessica Schwarz). Leonhard ist sofort von der jungen Frau fasziniert und so heiraten beide recht schnell. Als Eheprobleme auftreten, flüchtet sich Anja in den Alkohol und in die Arme von Jan. Doch trotz dieser Affäre ist Jan dazu entschlossen, bei seiner Frau Marlene zu bleiben und entscheidet sich gegen Anja. Dies ist nach weiteren Schicksalsschlägen der Tropfen, der bei der labilen Anja das Fass zum Überlaufen bringt...

Dass das instabile Beziehungsgeflecht dieser vier Personen irgendwann in sich zusammenbrechen und in einer Katastrophe enden muss, ist von Anfang an des Filmes klar. Spannend ist jedoch zu sehen, wie sich die Katastrophe entwickelt und wie sich die Figuren selbst in diesen Abgrund steuern.
Oberflächlich betrachtet ist der Titel "Liebeswunsch" nur auf die labile Anja bezogen, die offen und drängend nach Liebe sucht. Sie allein scheint der Auslöser der Katastrophe zu sein, die sich im Laufe der Geschichte ereignet. Denn erst als sie in das Leben der drei anderen tritt, gerät das instabile Gefüge zwischen diesen dreien ins Wanken. Die alte Geschichte " das Ende der Beziehung zwischen Marlene und Leonhard durch Jan " kommt wieder auf, alte Wunden brechen auf und verursachen neue Schmerzen, die allen Beteiligten doch so bekannt sind.

Doch im Ganzen betrachtet, sehnen sich alle vier Protagonisten in ihrer ganz eigenen kleinen Welt danach, von jemandem geliebt zu werden. Jeder versucht auf seine eigene Art, sein Glück zu finden, was vor allem daran scheitert, dass keiner von ihnen aus seiner Haut kann.

Jessica Schwarz mit ihrer Figur Anja beherrscht die ganze Geschichte, den Film und damit die Leinwand. Dies liegt zum einen an ihrer körperlichen Präsenz, aber auch an dieser Aura des Mädchens, das genau weiß, wie sie auf andere wirkt: Erotisch, verrückt, gefährlich. Sie nimmt den anderen Figuren des Films den Atem, so dass diese relativ blass aussehen oder gar ganz hinter der Figur Anja verschwinden. Das ist toll für Jessica Schwarz, weil sie in diesem Film sehr stark ist, aber insgesamt ein Manko des Filmes.

Ein weiterer Minuspunkt ist meiner Meinung nach nicht in Fahrt kommende Erzählung. Der Erzählstil ist zwar erfrischend und abwechslungsreich, weil nicht immer chronologisch. Auch die Bilder des Filmes sind toll, da es mit Pastelltönen und leiser Musik genau die Stimmung erzeugt, die es braucht für eine Tragödie. Dennoch hat man ständig das Gefühl, es werde einem ein Roman erzählt. Vielleicht hat sich Regisseur Thorsten C. Fischer zu sehr an die Romanvorlage gehalten, um einen wirklich guten Film schaffen zu können. Die Dialoge wirken steif und wie aus einem Buch. Lebendigkeit sucht man vergebens.

Fazit: Der Film hat mit der Romanvorlage von eigentlich die besten Karten für eine wirklich herausragendes Drama. Leider schafft es Fischer nicht, diese Geschichte so stark auf die Leinwand zu bringen, wie sie es verdient hätte. (sak)

Wertung: 5 von 10 Punkten (5 von 10 Punkten)

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